Eröffnungsstrategie ausführlich erläutert

Schon die ersten Eröffnungszüge bestimmen oft die strategischen Faktoren, die Thema der Eröffnung und auch des kommenden Mittelspiels werden. In diesem Artikel erläutere ich euch ein paar Eröffnungstrategien und zeige euch, wie Strategie und Eröffnung oft direkt zusammenhängen.

Stonewall-Verteidigung

Als erstes Beispiel schauen wir uns den Stonewall Aufbau des Schwarzen an mit c6,d5,e6 und f5:

Nach vier Zügen haben wir hier bereits einige interessante strategische Folgen aus dem schwarzen Aufbau:

  • Da fast alle schwarzen Bauern auf den weißen Feldern stehen, hat Schwarz einen passiven schlechten Läufer auf c8. Dieser Läufer ist die Problemfigur des Schwarzen, die er irgendwann aktivieren oder abtauschen sollte (Mehr zu guten und schlechten Läufern findet ihr hier).
  • Das Feld e5 vor dem rückständigen Bauern e6 ist schwach, daher wird Weiß versuchen es optimaler Weise mit einem Springer zu besetzen (Mehr zu schwachen Feldern findet ihr hier).

Dadurch ergibt sich auch schon ein Horror-Szenario, das Schwarz im weiteren Verlauf unbedingt verhindern muss:

In dieser Stellung konnte Schwarz die zwei oben genannten strategischen Probleme nicht lösen und ist mit seinem schlechten Läufer gegen den guten Springer auf e5 übrig geblieben. Diese Stellung ist im höheren Sinne strategisch schon verloren, daher sollte Schwarz dieses Szenario absolut verhindern. Dadurch ergeben sich aber auch direkt Pläne für Schwarz:

  • Den Lc8 abtauschen über ein Manöver wie Lc8-d7-e8-h5xf3
  • Wenig Figuren abtauschen und einen Königsangriff starten mit Zügen wie g5, Dh4, Tf6-h6. Das ist möglich, da das Zentrum geschlossen ist.

Dieses erste Beispiel soll zeigen, wie schon die ersten wenigen Züge in einer Eröffnung weitere Pläne und Eröffnungsstrategien bestimmen. Daher sollte man diese Faktoren und Ideen unbedingt kennen, wenn man diese Eröffnung spielt oder wenn man dagegen spielt.

Französisch und Caro-Kann

In der Vorstoß-Variante der französischen Verteidigung sehen wir nach 3 Zügen sofort wieder ein strategisches Thema, das uns nun schon bekannt ist:

Aus dieser Idee heraus ist die Caro-Kann Verteidigung entstanden, die in erster Linie wie eine Art „verbessertes“ Französisch ohne die Probleme mit dem passiven Läufer wirkt:

Damengambit und Slawisch

Das gleiche Motiv mit dem passiven und aktiven schlechten Läufer tritt auch in Eröffnungen des Schwarzen nach 1.d4 auf:

Die slawische Verteidigung versucht ebenso wie Caro-Kann das Problem des passiven Läufers zu lösen, indem dieser erst aktiviert wird, bevor die Bauernkette mit e6 geschlossen wird

Diese Beispiele zeigen, wie eng Eröffnungen und strategische Themen wie gute und schlechte Läufer verknüpft sind. Daher lohnt es sich, diese strategischen Themen zu studieren, da sie ein bessere Verständnis der Eröffnungen ermöglichen. Weiterhin ist es dadurch möglich, die typischen Pläne in diesen Eröffnungen zu verstehen und selbst anzuwenden.

Denn das sollte das Ziel sein, wenn man selbst eine Eröffnung spielt: Die Ideen und Pläne dieser Eröffnung zu verstehen, damit man auch nach unbekannten Zügen weiter logisch und planvoll spielen kann.

Lichess Studie

Wenn ihr die Stellungen genauer analysieren wollt, hier meine Lichess Studie dazu: https://lichess.org/study/F4DfB7KN

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