Wie man effektiv eine Eröffnung lernt

Eine neue Schacheröffnung zu lernen kann oft frustrierend sein. Am Anfang wirkt vieles kompliziert und die Varianten, die man scheinbar auswendig lernen muss, scheinen lang und verwirrend sein. Wie soll man sich das alles merken?

In diesem Artikel werde ich eine Strategie beschreiben, mit der jeder Schachspieler effektiv eine neue Eröffnung lernen kann ohne stundenlang sich nur mit der trockenen Theorie zu beschäftigen. Insbesondere werdet ihr danach in der Lage sein, die Pläne und Ideen der Eröffnung wirklich zu verstehen, so dass ihr auch in unbekannten Varianten wisst, was ihr tun müsst.

Doch wie lernen wir effektiv eine neue Eröffnung? Meine Methode umfasst 4 Schritte

  1. Spielt Blitzpartien, ohne dass ihr etwas wisst über die Eröffnung
  2. Sucht euch eine Referenz euer Wahl (Buch, Video, Trainer, Starker Spieler) und lernt aktiv mit eigenem Brett die Ideen, Pläne und typischen Züge der Eröffnung
  3. Spielt wieder Blitzpartien
  4. Schaut euch Großmeister Partien eines Experten dieser Eröffnung an, insbesondere in den Varianten, in denen ihre Probleme habt und euch unwohl fühlt. Überfliegt am besten viele Partie, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo die Figuren hinkommen und was die typischen Pläne sind.

Blitzpartien ohne Vorwissen

Bevor ihr euch irgendetwas über die Eröffnung anschaut, empfehle ich euch direkt 10-20 Blitzpartien mit dieser Eröffnung zu spielen. Es mag paradox erscheinen, Partien mit einer Eröffnung zu spielen die man überhaupt nicht kennt. Die Idee dahinter ist es, dass man zunächst mit seinem eigenen Schach- und Stellungsverständnis die enstehenden Position spielen soll. Das läuft in Blitzpartien natürlich sehr oft intuitiv ab, das heißt ohne große Stellungsanalyse spielt man die Züge, die einem selbst als die richtigen und logischen Züge vorkommen. Nach etwa 10-20 Partien mit dieser Eröffnung geht man weiter zu Schritt 2.

Verständnis erarbeiten mit Referenzmaterial

In diesem Schritt sucht ihr euch ein Material, mit dem ihr ein Grundverständnis der Eröffnung erarbeiten könnt. Das können Bücher, Videos, Artikel oder andere Schachspieler oder Trainer sein. Da jeder anders lernt, müsst ihr hier ein wenig experimentieren und gucken, welche Art von Material euch am meisten hilft. Wichtig dabei ist, dass ihr euch vor allem auf die Ideen und Pläne der Eröffnung fokussiert und versucht, diese zu verstehen.

  • Was ist die Grundidee der Eröffnung?
  • Wo spiele ich? Am Damenflügel? Am Königsflügel?
  • Wo kommen meine Figuren hin?
  • Was möchte mein Gegner erreichen in dieser Eröffnung?
  • Was ist mein Traumposition, die ich erreichen kann?
  • Was ist meine Albtraumposition, die aus der Eröffnung entstehen könnte?

Natürlich werdet ihr auch automatisch etwas Theorie mitlernen. Was ihr dabei immer tun solltet ist verstehen, wieso genau dieser Zug Theorie ist und nicht ein anderer. Insbesondere könnt ihr nun eure gespielten Züge aus den Blitzpartien vergleichen mit den Theoriezügen. Dabei könnt ihr euch folgende Fragen stellen und versuchen, diese selbst zu beantworten:

  • Wieso wird dieser Zug gespielt? Was ist die Idee hinter diesem Zug?
  • Wieso wird mein Zug hier nicht gespielt?

Das heißt: Dieser Schritt ist aktiv! Hier geht es nicht um passives Varianten konsumieren, sondern um aktive Arbeit mit dem Material. Denn dadurch wird der Lerneffekt maximal. Ziel dieses Schrittes ist es, dass ihr halbwegs sicher die ersten Züge der Eröffnung spielen könnt und einen ungefähren Plan habt, was ihr machen werdet wenn ihr die Theorie nicht mehr kennt. Danach könnt ihr weiter zu Schritt 3:

Blitzpartien mit Vorwissen

Mit eurem neuen Wissen könnt ihr nun erneut Blitzpartien spielen. Es sollte nun deutlich besser laufen. Immer wenn ihr auf Varianten trefft, die ihr nicht kennt, wenn ihr euch unwohl fühlt oder nicht wisst was ihr tun sollt könnt ihr nach der Partie schauen, was schief lief. Das ganze kann wieder mit dem Referenzmaterial stattfinden oder in Datenbanken, wie in Schritt 4 beschrieben wird. Dieser Schritt zusammen mit dem nächsten gehen Hand in Hand und finden eigentlich gleichzeitig statt.

Expertenwissen

Da ein einziges Buch oder ein einziges Video oft nicht reichen wird, um euch alles zu geben um euch sicher zu fühlen, lohnt es sich andere Experten zu konsultieren.Das können zum Beispiel Partien eines Großmeisters sein, der bekannt ist für die Eröffnung die ihr spielt. Sucht euch diese Partien zum Beispiel in Chessbase oder im Internet und spielt diese Partien schnell durch. Dadurch kriegt ihr eine Idee, wo die Figuren hinkommen und wo gespielt wird. Wenn ihr etwas mehr Aufwand betreiben wollt, könnt

Falls ihr einen Trainer habt oder stärkere Spieler kennt, die sich mit dieser Eröffnung auskennen, könnt ihr natürlich auch diese Experten befragen. Eine Engine könnt ihr natürlich auch nutzen, um zu checken ob eure Züge korrekt und gut sind aus Enginesicht, aber leider wird eine Engine eure Fragen nicht beantworten können warum diese Züge gespielt werden.

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